Sprachgesellschaften

Urspung und Zielsetzung der Sprachgesellschaften

Fürst Ludwig zu Anhalt-Köthen
Fürst Ludwig zu Anhalt-Köthen

Zu Beginn der Epoche des Barock glaubte man, die deutsche Sprache sei zu weniger fähig als die übrigen Sprachen in Europa. Daher wurden bis 1677 neun Sprachgesellschaften gegründet, deren Mitglieder verschiedene Arten der „Spracharbeit“ verfolgten. Man schloss sich zusammen um die Sprache zu pflegen, zu beeinflussen und sie richtig anzuwenden. Daher wurden anderssprachige wichtige Texte ins Deutsche übersetzt und neue Texte geschrieben.

Hierzu folgte jede Sprachgesellschaft bestimmten Regeln, die man Poetiken nannte. Die Poetiken basierten auf antiken Vorbildern, welche man übernahm und erweiterte. Mitglieder waren viele Dichter, Gelehrte und Adlige.

 


Der „Palmenorden“

Die „Fruchtbringende Gesellschaft“ (lat. societas fructifera) war mit 890 Mitgliedern die größte Sprachgesellschaft des Barock. Sie wurde 1617 von Fürst Ludwig zu Anhalt-Köthen (siehe Abbildung rechts) in Weimar gegründet. Der Palmenorden, wie die literarische Gruppe auch genannt wurde, war die wichtigste Sprachgesellschaft und hatte hauptsächlich adlige und gelehrte Mitglieder, jedoch auch bürgerliche, bekannte Dichter wie Gryphius, Harsdörffer, Logau oder Opitz.

Das folgendende Figurengedicht „Palmbaum“ von Philipp von Zesen wurde zu Ehren der Frucht-bringenden Gesellschaft geschrieben:


Palm-baum
der höchst-löblichen
Frucht-bringenden Gesellschaft
zu ehren aufge-
richtet.
~~~~~~~~~~~~~~
übliche / liebliche
früchte mus allezeit bringen
des Palmen-baums ewige Zier /
darunter auch Fürsten selbst singen /
lehren unnd mehren mit heisser begier
die rechte der deutschen hoch-prächtigen zungen /
die sich mit ewigem preise geschwungen
hoch über die anderen sprachen empor:
wie fohr
dis land /
mit hand /
durch krieg /
durch sieg /
durch fleis /
mit schweis /
den preis /
das pfand /
ent-wandt
der Welt;
wie aus der taht erhällt.

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