Figurengedichte

Eine Darstellung Ludwigs des Frommen aus dem Buch "De laudibus sanctae crucis"
Eine Darstellung Ludwigs des Frommen aus dem Buch "De laudibus sanctae crucis"

Ursprung

Zu einer besonderen Gedichtform, die im Barock sehr verbreitet war, gehören die Figurengedichte. Es ist nicht genau bekannt, wann das Figurengedicht entstand. Es gibt jedoch erste Anzeichen dafür bei den Ägyptern, beispielsweise bei den Hieroglyphen.

Es ist eine Art visuelle Poesie, die vor allem aus religiösem Hintergrund entstand. Im Mittelalter waren die sogenannten Gittergedichte (carmina cancellata) verbreitet. Sie stützen sich auf die Buchstabenmystik des Orients. Gittergedichte bestehen aus einem Buchstabenraster, das den Grundtext enthält, in welchem der In-Text hervorgehoben wird. Der In-Text ergänzt den Grundtext. Es wurden meist christliche Motive verwendet. Als Motiv wurde oft ein Kreuz als Zeichen Christi benutzt. Vor allem geistliche Menschen, die durch ihre Religion inspiriert wurden, haben diese besondere Art des Gedichtes verfasst, da die meisten Leute nicht lesen konnten. Die Abbildung zeigt ein typisches Gittergedicht. Wir haben dieses Gedicht gewählt, da es den Aufbau eines Gittergedichtes gut darstellt.

"Ein Sand-Uhr" von Theodor Kornfeld
"Ein Sand-Uhr" von Theodor Kornfeld

 

Merkmale

Im Zeitalter des Barock kamen neue Motive der visuellen Poesie hinzu. Beliebte Motive waren zum Beispiel Pflanzen, Kerzen oder Sanduhren. Es tritt immer mehr das Bild in den Vordergrund. Wichtiger als der Text war oft die schmuckhafte äußere Form.

Als Beispiel für ein Figurengedicht des Barocks haben wir das Gedicht „Ein Sand-Uhr“ von Theodor Kornfeld (1636-1698) gewählt. Es ergibt im Ganzen das Motiv der Sanduhr, die als Symbol der Vergänglichkeit (vanitas) von allen Menschen verstanden wurde, auch von denen, die nicht lesen konnten.

 

"apfel" von Reinhard Döhl
"apfel" von Reinhard Döhl

Moderne Figurengedichte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Figurengedichte wieder beliebt. Die Dichter der sogenannten konkreten Poesie haben durch eine besondere Anordnung der Wörter viele Gedichte geschrieben.

Als Beispiel hierfür haben wir das untenstehende Gedicht „apfel“ (1965) von Reinhard Döhl gewählt. Es ist eine Art Rätsel und wir finden es sehr witzig.

 
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8e konnten sich auch als Dichter der konkreten Poesie auszeichnen. In der untenstheneden Gallerie könnt Ihr ein kleine Auswahl der Gedichte sehen.