Das Sonett

Francesco Petrarca
Francesco Petrarca

Ursprung

Das Sonett entstand um 1250 am Hof des staufischen Kaisers Friedrich II. Niemand weiß genau, wer diese Gedichtform zum ersten Mal benutzt hat, doch man geht davon aus, dass Giacomo da Lentini vermutlich der erste war, der ein Sonnett geschrieben hat. Bekannt wurde das Sonett durch Francesco Petrarca mit seiner berühmten Gedichtsammlung „Canzoniere“ (um 1350).

Der Begriff leitet sich von lat. sonus (Klang, Schall) ab. Das Sonett wird daher auch „Klanggedicht“ genannt.

Im 16. Jahrhundert verbreitet sich das Sonett im ganzen europäischen Raum. Das elfsilbige Versmaß, das die meisten Italiener verwendeten, wurde von den französischen Dichtern durch den Alexandriner ersetzt. Eine eigenständige Form bekommt das Sonett in Deutschland zum ersten Mal durch Andreas Gryphius. In Deutschland führten Sonett-Liebhaber und Sonett-Gegner im späten 18.Jhdt. einen regelrechten Krieg. Auch Johann Wolfgang von Goethe versuchte sich erfolgreich an Sonetten.

Seit 1980 werden in Deutschland wieder mehr Sonette verfasst.

 

 

Aufbau

Das Sonett besteht aus vier Strophen – zwei Quartetten (vierzeilige Strophen) und zwei Terzetten (dreizeilige Strophen).

In den Quartetten ist der umarmende Reim (abba) vorherrschend, in den Terzetten der Schweifreim (ccd eed).

Die gängigste Versform des Sonetts ist der Alexandriner, ein sechshebiger Jambus mit Mittelzäsur.

Einen inhaltlichen Bruch findet man oft zwischen den Quartetten und den Terzetten. Es ist auch eine andere inhaltliche Struktur möglich: These (Behauptung) und Antithese (Gegenbehauptung) in den Quartetten und eine Synthese (Vereinigung von These und Antithese) in den Terzetten.

Im letzten Vers steht oft eine Schlussfolgerung oder eine Pointe.

 

 

Beispiele

Andreas Gryphius:

Tränen des Vaterlandes (1636)

 

Wir sind doch nunmehr gantz, ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt, die donnernde Carthaun
Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrath auffgezehret.

Die Türme stehn in Glutt, die Kirch ist umgekehret.
Das Rathhauß ligt im Grauß, die Starcken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest, und Tod, der Hertz und Geist durchfähret.

Hir durch die Schantz und Stadt rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flutt,
Von Leichen fast verstopfft, sich langsam fort gedrungen,

Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest und Glutt und Hungersnoth,
Dass auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.

Dieses Gedicht ist eines der bekanntesten Sonette des Barock. Es stellt die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges sehr eindrucksvoll und bildhaft dar.

Es beschreibt, wie eine Stadt von Soldaten mit schweren Geschützen eingenommen worden ist. Die Kirche, das geistige Zentrum, und das Rathaus, das weltliche Zentrum der Stadt, sind zerstört. Es gibt Schändungen und auch die Pest fordert viele Opfer. Doch am schlimmsten ist, dass durch den Krieg das Seelenheil der Menschen verloren ist.

 

Robert Gernhardt:

Materialien zu einer Kritik der bekanntesten

Gedichtform italienischen Ursprungs

 

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

hat, heute noch so’n dumpfen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

darüber, daß so’n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen
.

 

Dies ist ein Beispiel für ein modernes Sonett. Obwohl das Lyrische ich über die strenge Form des Sonetts schimpft, schreibt es selbst ein Sonett. Das Gedicht ist sehr lustig und zeigt, dass auch Themen der heutigen Zeit in dieser Gedichtform verfasst werden können.

 

[Beitrag von Florian S. und Leon, Dezember 2011]

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sonett

http://www.fulgura.de/sonett/karussel/253.htm

Matthiessen, Wilhelm u.a. (Hrsg.): Deutschbuch 8. Sprach- und Lesebuch. Hrsg. von Wilhelm Mathiessen u.a.Berlin:Cornelsen 2010.